Achtsamkeit ist in aller Munde. Achtsamkeitsseminare schiessen aus dem Boden. Sie wird in Therapien und Rehamaßnahmen integriert, Schüler*innen und Manager*innen sollen sie lernen, Krankenkassen fördern sie. Doch was genau bedeutet Achtsamkeit (engl. Mindfulness)? Wozu dient sie? Welche Folgen hat es, wenn wir uns wahrhaftig darauf einlassen?
Jon Kabat-Zinn, den man als Vater der westlichen oder säkularen Achtsamkeitspraxis bezeichnen kann, beschreibt sie als „nichtwertende(s) und bewusste(s) Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments“ oder „eine Art liebevoller Aufmerksamkeit (…) uns selbst gegenüber“. Diese Form der Bewusstheit bedingt eine bestimmte innere Haltung, die durch die Faktoren Nicht-werten, Geduld, Anfängergeist, Vertrauen, Nicht-streben, Annehmen und Loslassen bestimmt ist.
Im Prinzip geht es darum, jeden Moment so zu erleben, als wäre er das einzig wichtige. Jeder Augenblick ist neu und anders als alle bisher erlebten. Daher kommt dem Nicht-werten, Annehmen und Loslassen auch eine so große Bedeutung zu. Wer Achtsamkeit übt, bleibt nicht in alten Gewohnheiten, Verhaltensweisen, Denkmustern und Bewertungen gefangen. Vielmehr öffnest du deinen Geist für neue Sichtweisen und Alternativen. Erst wenn du gelernt hast, deine alten Bewertungssysteme zu erkennen und ggf. über Bord zu werfen, kannst du Situationen und Erlebnisse aus einem neuen Blickwinkel betrachten.
Das wird dir nicht von heute auf morgen gelingen. Wenn du etwa mit der Meditation beginnst, kommen zunächst unzählige Gedanken in deinen Kopf. Du empfindest vielleicht Langeweile oder Ungeduld. Doch wenn du diese Gedanken und Emotionen nicht festhältst, sondern sie einfach nur registrierst und weiterziehen lässt, werden sie mit der Zeit abnehmen. Auf
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Achtsamkeit dient übrigens nicht dem Ziel, alles hinzunehmen und dich stoisch in dein Schicksal zu fügen. Genau dieses Risiko wird von Ronald Purser in seinem Buch "McMindfulness" beschrieben. Der einfache „Konsum“ von Achtsamkeit zur Reduktion von Stress oder der Steigerung der Leistungsfähigkeit birgt demnach die Gefahr, gesellschaftlich oder wirtschaftlich ungünstige Strukturen zu zementieren, anstatt sie zu hinterfragen. Dies geht jedoch am Grundgedanken des Achtsamkeitskonzeptes vorbei. Achtsamkeit ist keine Selbstoptimierungspraktik, sondern eine Lebenseinstellung, die durchaus auch zum Hinterfragen und Verändern krankmachender Strukturen führen kann und darf.
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